Mit Thailand besucht der Papst ein Land der Kontraste. Wirtschaftswachstum und Armut stehen hier direkt nebeneinander. Das schlägt sich auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok nieder, wo Papst Franziskus seine Asienreise startet. Die Ärmsten hier erhoffen sich Fürsprache und Aufmerksamkeit vom Papstbesuch. Das erzählt der italienische Salesianerpater Alessio Crippa, der in einem Armenviertel im Stadtteil Khlong Toey wirkt.
Anne Preckel / Federico Piana - Vatikanstadt
„Der Papst findet hier ein Land vor, dass zweifelsohne einen großen wirtschaftlichen Fortschritt erlebt. Dies bedeutet aber nicht Fortschritt für alle: Die Armen und die am Rande bekommen wenig davon ab. Für einige Teile des Landes geht es voran, aber die Ränder, also in ländlichen Gebiete und im Umland der Städte herrscht Armut. So etwa hier in Bangkok, wo es viele Armenviertel gibt.“
Soziale Ungleichheit
Auch Bangkok ist eine Stadt der Kontraste. In der Mega-Metropole mit ihren über acht Millionen Menschen sind wenige reich und viele ganz arm. Es gibt moderne Stadtviertel mit allen Komforts, aber auch Häusermeere aus notdürftig zusammengezimmerten Baracken. Sie sind ein ganz eigener Kosmos. Pater Crippa erzählt:
„Wir sind hier im Moment drei Salesianer-Patres, zwei Italiener und ein Mexikaner. Die Menschen sind sehr gastfreundlich, sehr respektvoll. Sie haben Mühe damit, ihre Zukunft aufzubauen. Sie leben von Tag zu Tag, machen die Arbeiten, die sie so finden: am Hafen, Güter ausladen, kleine Ausbesserungsarbeiten an den Baracken der Armenviertel. Vor diesem Hintergrund gibt es – mit Blick auf den Papstbesuch – eine große Erwartung, ob nicht auch sie Gehör finden werden bei dieser Reise.“
Der Papstbesuch ist ein Ereignis. Auch für jene, denen die katholische Kirche gar nichts sagt.
„Die meisten sind natürlich Buddhisten. Aber auch wenn sie Jesus noch gar nicht kannten, haben wir sie zusammengerufen und über den Papstbesuch erzählt. Und jetzt können sie teilhaben und ein wenig die Freude teilen über diese besondere Ankunft.“
Migration in die großen Städte
Viele Menschen zögen in die Städte, wo sie sich ein besseres Leben erhofften. Auch aus dem Ausland kämen Migranten her, etwa aus Myanmar oder Pakistan. Sie sähen Thailand als „Land des Wirtschaftsbooms“. Glitzernde Werbebanner weisen den Armen und Migranten den Weg in die Metropolen. Ein besseres Leben finden sie dort nicht, sie stranden in den Armenvierteln am Rande der Stadt. Größtes Problem dort: Drogenhandel und Prostitution.
„Die großen Städte ziehen die Menschen an. Sie sehen auch die Werbung im Fernsehen; die Megastadt verheißt Reichtum und eine Zukunft. So kommen die Menschen vom Land hierher und siedeln sich dort an, wo es schon kleine Unterkünfte gibt. Und so wachsen die Barackenstädte. Sie kommen damit allerdings auch in ein System, in dem viel Drogen im Umlauf sind und wenn sie damit einmal anfangen, wird es immer schlimmer. Das Problem der Drogen und der Prostitution macht es noch schwieriger...“
Der Salesianer wirkt seit langer Zeit in Bangkok. „Das Leben im Armenviertel ist eine interessante Realität“, sagt er. Im Armenviertel von Khlong Toey lebten vor allem Buddhisten. Die drei Salesianerpater gingen auf diese Menschen zu und hätten nach und nach Beziehungen mit ihnen aufgebaut, „damit wir gemeinsam wachsen können“, wie Crippa formuliert:
„Es gibt hier viele Personen, die uns auf Probleme anderer hinweisen, es gibt eine Sorge umeinander. Wenn wir zu Alten, Kranken gehen, sagen sie uns: Vater, geh zu diesem Haus dort, der Vater sitzt im Gefängnis und der Junge hat Probleme mit Drogen. Wer kümmert sich um ihn? Was soll aus ihm werden? Die Familie ist hier praktisch abwesend, das ist das größte Problem, Kinder, von denen man nicht weiß, zu wem sie gehören, Eltern, die nicht da sind. Große Gastfreundschaft, aber eine komplizierte Situation.“
Solidarität und Sorge
Im Viertel gebe es eine sehr gute Schule, die von Ordensschwester geführt wird. Die Katholische Kirche im Land sei auch im Bildungs- und Gesundheitswesen sehr aktiv.
„Denn die Missionare, die ursprünglich herkamen, haben sich vor allem im Bildungsbereich engagiert, es entstanden Schulen, die sehr gut sind, mit einem hohe Niveau, auch Krankenhäuser. Die katholische Kirche ist in dieser Hinsicht Vorreiter. Unsere Aufgabe ist es, hier die Türen auch den Ärmsten zu öffnen, und das geschieht in diesem Moment.“
Vom Papstbesuch erhofft sich Pater Crippa, dass er die Christen im Inneren bewegen wird.
„Franziskus rührt an unsere Gewissen, die missionarische Herausforderungen anzugehen. Hier könnte es in Gemeinden und unter allen Christen einen neuen Schwung geben, der sich positiv auf die Zukunft auswirken kann. Der Papst erleichtert dieses Herausgehen und das Zugehen auf die anderen. Das wird uns ermutigen.“
(vatican news – pr)
Author: Eric Griffith
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